• azolus@slrpnk.net
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    3 days ago

    Das ist ein durchaus wichtiges und viel zu selten diskutiertes gesellschaftliches Thema. Wir brauchen Aufmerksamkeit und Bewusstsein für das Thema - und das auch ganz besonders von Männern. Wir brauchen Aufklärung zum Umgang mit Gefahrsituationen, damit sich Frauen schützen können und von zivilcouragierten Mitbürger*innen unterstützt werden (besonders als Mann kann man Situationen oft entschärfen oder lange genug ablenken, dass Hilfe kommt. Einem Widerling, der im Zug eine Frau von der Seite anlabert, kann man bspw. alleine dadurch schon die Tour versauen, dass man sich dazusetzt und ihn in ein Gespräch verwickelt). Und wir brauchen breitflächige, einfach zugängliche und beworbene/sichtbare Anlaufstellen für Opfer von Belästigung, Stalking usw. - dafür braucht es also insbesondere auch langfristige Finanzierung und Personal. Im Artikel sind einige Angebote, wie z.B. Hotlines benannt worden; darauf muss man aufbauen.

    Für mich hat der Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels jedoch einen sehr faden Beigeschmack:

    Friedrich Merz

    Rassismus, Stadtbild blabla. Fragen sie ihre Töchter

    ÖRR:

    Frauen sind auf deutschen Straßen nicht sicher

    Für mich erweckt das doch stark den Eindruck, dass man hier post-hoc der Union verdeckt Rückendeckung geben möchte, nachdem Friedrich mit seinem plumpen Rassismus eher nicht so punkten konnte. Ich hätte an sich nochmal den Aluhut beiseite legen wollen, aber am Ende des Artikels geben sie es ja sogar offen zu:

    😐

  • mormund@feddit.org
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    3 days ago

    “Es reicht schon, wenn abends ein Mann hinter mir herläuft”, sagt Christina. “Das sorgt bei mir für ein Unwohlsein, für ein Gedankenkarussell, das mir etwas passieren wird.”

    Das tut mir als Mann immer leid, also wenn ich in die gleiche Richtung muss. Frag mich dann schon ob ich Unwohlsein einfach nur durch meine Anwesenheit auslöse. Vielleicht sollte ich anfangen einfach etwas zu warten bis die Frau etwas weiter vorgelaufen ist… Aber halt auch echt traurig wie sehr sich die Gesellschaft drum verbiegen muss weil Männer es nicht schaffen sozial zu sein.

    • RoflmasterBigPimp@feddit.org
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      2 days ago

      Oh kann ich 100% nachvollziehen.

      Hab mal meine Freundin von der Spätschicht abgeholt (irgendwie 23 Uhr) im Winter. Steht man da halt am Seitenausgang mit dicker Jacke + Kapuze und wartet.

      War schon komisch was man für Blicke von den anderen Krankenschwestern bekommt ob man die jetzt nicht doch verfolgt.

      Hab mich dann einfach mitten unter die Laterne gestellt und gehofft das das meine absichtliche Sichtbarkeit irgendwie meine harmlosen Absichten deutlich macht. Hatte auch kurz überlegt mich in den Schatten zu stellen aber das würde WENN man mich dann sieht das ganze natürlich viel gruseliger machen 😅

      Ich will niemanden Angst machen :(

    • azolus@slrpnk.net
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      3 days ago

      Fühl ich. Ich warte meistens, gehe einen kleinen Umweg oder gehe zügig auf dem gegenüberliegenden Gehsteig vorbei.

      Aber halt auch echt traurig wie sehr sich die Gesellschaft drum verbiegen muss weil Männer es nicht schaffen sozial zu sein.

      Dass man als Mann in vielen Situationen als potentieller Täter wahrgenommen wird und damit umgehen muss, ist tatsächlich einer der Punkte wo auch Männer unter dem Patriachat leiden. Hauptleidtragende sind selbstverständlich die Frauen, die immer wieder Opfer von Belästigung, Nötigung und schlimmerer sexueller Gewalt sind; finde diese Sichtweise dennoch wertvoll, da sie zeigt, dass Feminismus uns alle was angeht in der Gesellschaft.

      • mormund@feddit.org
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        2 days ago

        Absolut. Denke das ist super wichtig zu kommunizieren das Feminismus auch so viele Vorteile für Männer hat. Wie du sagst klar zweit rangig, aber für mich ist es ein klarer Win-Win für alle Geschlechter. Ist auch irgendwie erschütternd das sich manche Männer als einzige Veränderung vorstellen können das sie dann von Frauen unterdrückt werden, anstatt umgekehrt.

      • flughoernchen@feddit.org
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        3 days ago

        Warten ist eine gute Option, überholen hilft aber auch, die unangenehme Situation möglicst schnell zu beenden. Nur eben wo möglich auf der anderen Straßenseite bzw. mit entsprechender Ankündigung und nachdem dir signalisiert wurde, dass du verstanden wurdest und es okay ist.

        • B0rax@feddit.org
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          3 days ago

          Wie sollte so eine Ankündigung aussehen? Kann ich mir jetzt schwer vorstellen. Rufst du dann nachts „keine Angst, ich werde jetzt rechts überholen!!“?

          • BennyInc@feddit.org
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            3 days ago

            Du hast ein polizeiliches Führungszeugnis dabei das nicht älter ist als eine Woche und zeigst es unaufgefordert vor.

          • Ephera@lemmy.ml
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            3 days ago

            “Hey, sorry, ich will nicht die ganze Zeit hinter dir laufen wie so ein Creep. Kann ich kurz überholen?”

            Ja, das wird immer ein bisschen sperrig klingen, aber oftmals hilft es schon, die Spannung aufzulösen, wenn man seine Stimme hören lässt.
            Mindestens weiß die Person dadurch, dass man nicht betrunken oder aggressiv ist. Teilweise zieht man aber auch selbst schon die Aufmerksamkeit anderer auf die Situation, was sie zusätzlich entschärft. Und wenn man dann noch einen freundlichen Tonfall hinbekommt, dann natürlich umso besser.

      • wischi@programming.dev
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        3 days ago

        Macht’s aber normalerweise sogar einfacher. Bin auch ziemlich groß und allein aufgrund der Schrittlänge flotter unterwegs. Einfach seitlich Abstand halten und überholen.

    • JensSpahnpasta@feddit.org
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      3 days ago

      Diese gefühlte Angst finde ich auch extrem schwierig im Umgang. Ich will halt irgendwo hin. Ich habe diese Unterführung nicht gebaut. Ich habe da auch nicht die Graffitis angebracht. Ich bin auch nicht zuständig, die irgendwie zu pflegen und sauber zu halten. Ich will da halt durch. Ich bin irgendwie losgelaufen, um irgendwie zeitlich halbwegs passend am Ziel zu sein und nicht, weil ich irgendwelchen Frauen da in der Unterführung begegnen will. Ich belästige auch keine Frauen und habe auch niemals jemanden vergewaltigt. Ich existiere einfach in meinem Leben und laufe halt manchmal durch die Gegend.

      • Dynamo Maus@feddit.org
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        3 days ago

        Du kannst trotzdem z.B. einfach die Straßenseite wechseln wenn eine weiblich gelesene Person im Dunkeln vor dir läuft und sichtbar sorge hat.

        Nicht zuständig aber empathisch.

        • JensSpahnpasta@feddit.org
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          2 days ago

          Du, ich habe absichtlich von Situationen geschrieben, wo man eben nicht so einfach ausweichen kann. Städte sind nicht immer so gebaut, dass man immer auf die andere Straßenseite kann.

  • whome@discuss.tchncs.de
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    3 days ago

    Das ist schon krass, ich habe gestern einen Nachtspaziergang gemacht bin fast zwei Meter groß und bei jeder Frau die mir begegnet ist habe ich mich gefragt, mache ich ihr Angst, wie kann ich das möglichst schnell entschärfen. Das ist natürlich deutlich ätzender für die Frauen, aber mich nervt es auch, das ich mir da solche Gedanken drüber machen muss. Und nicht einfach meinen Spaziergang machen kann ohne dass sich jemand potenziell von mir bedroht fühlt.

    • ValiantDust@feddit.org
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      3 days ago

      Ich als Frau liebe Nachtspaziergänge und es macht mich so unendlich traurig, dass ich nicht einfach spontan alleine loslaufen kann, ohne die ganze Zeit innerlich angespannt zu sein. Zur Zeit ist es wieder schlimmer, weil mir vor ein paar Wochen ein Auto hinterher gefahren ist (wollten mich nur aus dem Auto raus anbellen, super witzige Aktion, war es absolut wert mit Todesangst einzujagen).

      Ich frage mich immer, wie frei sich das wohl anfühlt.

      • whome@discuss.tchncs.de
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        3 days ago

        Mir ist in dem Moment auch sehr bewusst geworden was für ein Privileg das für mich ist, mir einfach kaum Gedanken machen zu müssen wenn ich draußen spazieren gehen will. Falls du in Köln wohnst, können wir ja zusammen spazieren gehen 😄

    • luciferofastora@feddit.org
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      3 days ago

      Wers besser weiß darf gerne korrigieren / ergänzen, aber ich habe mir sagen lassen, es hilft schon, keine Kapuze zu tragen und sie nicht groß zu beachten – sehen, zur Kenntnis nehmen, aber sie nicht weiter mit Aufmerksamkeit bedrängen / verunsichern. Ich bin auch schon gezielt ausgewichen, zum Beispiel auf der Straßenseite um parkende Autos drumherum gelaufen wenn der Gehweg schmal war.

    • kossa@feddit.org
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      2 days ago

      Zynisch: hilft schon, eine helle Hautfarbe zu haben.

      Weniger zynisch, aber eigentlich immer noch wild: selbst telefonieren, Anzug tragen, Kinderwagen schieben.

      Hab das mit meiner Frau mal genauestens bei Abendspaziergängen aufgedröselt. Der perfekte Verbrecher schiebt einen Kinderwagen oder hat ein Baby umgeschnallt und trägt statt dunklen Joggingklamotten Anzug.

      • General_Effort@lemmy.world
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        18 hours ago

        Zynisch: hilft schon, eine helle Hautfarbe zu haben.

        Warum zynisch? Wenn Sexismus jetzt wieder salonfähig ist, dann geht Rassismus doch bestimmt auch.

    • CelestialMittens@feddit.org
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      2 days ago

      , aber mich nervt es auch, das ich mir da solche Gedanken drüber machen muss.

      Musst du nicht. Frauen, die vor jedem Typen Abends Angst haben, brauchen in erster Linie mal ne Psychotherapie.

      • mormund@feddit.org
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        2 days ago

        Tatsächlich sind es wihl eher Männer die es bräuchten. Frauen sind bereits sehr offen für Therapie und haben oft genug traumatisches erlebt.

    • mormund@feddit.org
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      2 days ago

      Red mal mit Frauen. Es geht hier nicht darum das jede Frau Nachts draußen körperliche Gewalt erfährt. Es geht darum das so gut wie jede Frau verbal belästigt oder bedroht wird. Angstfrei durch die Stadt zu laufen ist ein Privileg, wird einem als Mann nicht bewusst. Aus eigener Erfahrung.

  • Schiffsmädchenjunge@sh.itjust.works
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    2 days ago

    Tja, aber was soll Mann da jetzt tun wenn die bloße Anwesenheit als Bedrohung wahrgenommen wird? Aufhören im öffentlichen Raum zu existieren? Solche Artikel lassen mich immer ratlos zurück. Vor allem wenn Männer an sich als das Problem dargestellt werden.

    Eine Gesellschaft in der der einen Hälfte ihr Leben lang eingeredet wird das sie jederzeit Opfer werden kann und qua Geschlechtszugehörigkeit ständig in Lebensgefahr schwebt, während gleichzeitig der anderen Hälfte eingeredet wird das sie jederzeit zum Täter werden kann und qua Geschlechtszugehörigkeit ein Monster ist, entwickelt sich in die falsche Richtung.

    Ergänzung, da offenbar nicht ganz klar war worauf ich hinaus wollte

    • mormund@feddit.org
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      2 days ago

      Sprich mal mit Frauen. Für die ist es kein einreden sondern Realität, manchmal Alltag, bedroht zu werden.

      Und niemand hat hier eine Erwartung dass du das Problem löst. Andere haben schon gute konkrete Tipps gegeben. Aber es reicht schon zuhören, drüber reden und vielleicht auch das eigene Verhalten reflektieren.

      Und ich fühle mich nicht als Täter weil ich Mann bin. Ich fühl mich auch nicht schuldig weil mein Ur-Großvater in der SS war. Ich bin nur für meine eigenen Taten verantwortlich. Aber trotzdem sehe ich es als meine Pflicht an (auch wenn es nur kleine Taten sind) etwas gegen Faschismus und Gewalt gegen Frauen zu machen.

    • 🦄🦄🦄@feddit.org
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      3 days ago

      Es wird niemandem etwas eingeredet, es geht um statistische Auffälligkeiten, geht’s noch?

      Tja, aber was soll Mann da jetzt tun?

      Augen und vor Allem Klappe auf machen, wenn du was siehst z.B. Oder wenn dein Kumpel mal wieder nen dummen Spruch bringt, nicht grinsen, nicht einfach unangenehm Zeit vergehen lassen, etwas dagegen sagen. Noch mehr so, wenn du entsprechende Handlungen siehst.

      • JensSpahnpasta@feddit.org
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        2 days ago

        Es wird niemandem etwas eingeredet, es geht um statistische Auffälligkeiten, geht’s noch?

        Erster Satz aus dem verlinkten Artikel:

        “Es reicht schon, wenn abends ein Mann hinter mir herläuft”, sagt Christina. “Das sorgt bei mir für ein Unwohlsein, für ein Gedankenkarussell, das mir etwas passieren wird.”

        Oder um es mal ganz bitter zu sagen: Beschwert sich der Boomer Hans-Günther, dass die ganzen Ausländer in der Stadt ihm Angst machen und dann anfangen, dass Ausländer ja statistisch Auffällig im Bereich Sexualstraftaten sind, dann würde das hier zurecht auf wenig Gegenliebe stoßen. Im Kern passiert hier aber das gleiche: Du hast kleinere Gruppen, die sich komisch verhalten. Und dann wird halt auf die Großgruppe geschlossen und man hat Angst vor allen. Weil dann hinter dem Bahnhof ein paar Schwarze Drogendealer abhängen, bepisst man sich, wenn einem der türkische Büroangestellte nachts entgegen kommt. Der Büroangestellte wird zurecht hart angepisst sein, wenn du ihm sagst, dass du Angst vor ihm hast, weil er ja als Ausländer Drogendealer ist und jeder, aber auch wirklich jeder Mann hat ein Recht darauf hart beleidigt zu sein, wenn er pauschal als Vergewaltiger dargestellt wird. Ist so.

        Natürlich sind Gruppen von besoffenen Menschen kacke und die sind auch für Männer kacke, aber dann ist die Lösung halt nicht, dass man in einer Großstadt wie Köln erwartet, dass man am Wochenende völlig alleine über die Straßen gehen kann oder Taxigutscheine bekommt.

    • Waldelfe@feddit.org
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      2 days ago

      Es würde ja schon helfen, wenn Männer den Mund aufmachen zB. gegenüber Kumpels und Kollegen. Ich hab’s immerwieder erlebt, dass in Gruppen ein oder zwei Männer sich danebenbenehmen, Frauen bedrängen oder damit prahlen, wie sie eine Frau bedrängt haben, und 7 andere Männer sitzen mit in der Gruppe aber nur die Frauen machen den Mund auf und sagen was. Wenn man die stummen Männer dann privat anspricht heißt es nur “Ach, der ist halt so.” “Ist doch nicht so ernst.” “Der labert nur, in Wirklichkeit macht er das nicht.” oder “Das war doch kein großes Ding, die Frau konnte ja weggehen.”

      Vielleicht sind es nur 5% der Männer, die sich scheiße verhalten, aber meiner Erfahrung nach halten die anderen 95% ihren Mund oder lachen nach drüber. “Der meint’s ja nicht so. Ist ja nicht so schlimm.”

      Es würde schon so viel helfen, wenn solche Typen (die sich ja offensichtlich nichts von Frauen sagen lassen) auch mal von Männern Gegenwind bekommen würden.